Mittwoch, 16. Mai 2012

Transplantiertes Herz wieder entnehmen sei "schicksalhaft" - Heidelberg, ihr habt ein Problem namens Karck

Däbritz attackiert Gutachter: "Das ist Wahnsinn"

Von Martin von Braunschweig am 16. Mai 2012 11:48

MÜNSTER. Der Ton wird schärfer, die Attacken heftiger: Mit unmissverständlichen Worten hat Herzchirurgin Prof. Dr. Sabine Däbritz am Mittwoch vor dem Landgericht eine tödliche verlaufene Operation an der Uniklinik kritisiert. Auch der vom Gericht beauftragte Gutachter, der den Eingriff rechtfertigte und auch heute noch für nachvollziehbar hält, bekam sein Fett weg.

http://www.waltroper-zeitung.de/nachrichten/region/muenster/Daebritz-attackiert-Gutachter-Das-ist-Wahnsinn;art1331,746330




Wenn die Angeklagte an den dramatischen OP-Tod eines 53-jährigen Patienten im Dezember 2007 denkt, wird sie ganz offensichtlich auch heute noch von Wut und Enttäuschung geschüttelt.

"Das ist Wahnsinn. Ich kann das alles nicht mehr nachvollziehen", sagte Däbritz. Nicht nur das Vorgehen des damaligen Operateurs, auch das jetzige Gutachten von Prof. Matthias Karck aus Heidelberg lassen der Chirurgin die Haare zu Berge stehen.


Mediencheck Kommentar: 
Prof. Karck aus Heidelberg, ist der nicht eines der honorigen Mitglieder der "Fachgesellschaft für Herz-Thoraxchirurgie "? Ebendiese Fachgesellschaft (in der Wirtschaft und Politik nennt man das auch im Volksmund Verbandsklüngel oder Seilschaft), deren langjähriger Präsident eben jener Professor aus Münster war, gegen den sich die Vorwürfe gerichtet haben...? Die Fachgesellschaft, die nun im Verlauf des Däbritz-Prozesses ihre Statuten geändert hat, nämlich dass Kritik an Kollegen zum Ausschluss aus dem Verband führt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber selbstverständlich soll dieser Zusammenhang nicht bedeuten, dass das gefällige Gutachten nicht absolut neutral und nach bestem Wissen abgefasst wurde...
Verhängnisvoller Fehler bei Routinecheck

Tatsache ist: Zehn Tage nach einer eigentlich (Mediencheck-Hervorhebung) unproblematischen Herztransplantation war der Chirurg (Patient) damals zu einer Routine-Probeentnahme gebracht worden. Anhand kleinster Gewebeproben wollten die Ärzte nach Hinweisen auf mögliche Abstoßungsreaktionen des Körpers suchen.

Bei der Entnahme der Proben am Herzmuskel muss dem Oberarzt jedoch ein Fehler unterlaufen sein. Die Katheterzange perforierte eine der Transplantationsnähte an der Lungenschlagader. Die Folge: Das Herz blutete in den Brustraum. Es bestand akute Lebensgefahr.
Mediencheck Kommentar:
Laut Gutachter "kann sowas schon mal passieren". Ja, ne, is klar, Herr Karck. Es KANN, aber es ist nicht regelhaft, wenn ein Operateur statt eines Krebsgeschwüres den gesunden Hoden entfernt...Klar, passieren kann viel Shit happens, aber hat das was mit "lege artis", den Regeln der ärztlichen Kunst zu tun? In diesem Falle wäre der Operateur haftbar, wenn er etwas verpfuscht, und es wäre dankenswert, wenn es weniger Menschen wie Sie gäbe, die so etwas noch zu rechtfertigen trachten. Wenn Sie DAS alles noch gutheissen, frage ich mich ernsthaft, was passieren muss, damit SIE es irgendwie kritikwürdig finden..

Herz sollte wieder raus

Der Patient kam damals sofort in den Operationssaal, wo der Chirurg zunächst versuchte, die Naht zu verschließen. Schon kurz darauf beschloss der Operateur dann aber, dass gesamte Herz wieder herauszunehmen und alle Nähte neu zu präparieren. Genau dieses Vorgehen hält Prof. Däbritz für "nicht nachvollziehbar", "exotisch" und schlicht falsch.

Mediencheck Kommentar:
Nicht nur Prof. Däbritz findet das seltsam bis befremdlich. Man stelle sich vereinfacht vor, ein Auto habe eine defekten Kühlerschlauch. Um den Kühlerschlauch zu wechseln, baut der Mechaniker den gesamten Motor und die Auspuffanlage aus, um dann das Puzzle neu zusammenzubauen. Bei vielen Herzfehlern ist der Austausch einer Pulmonalarterie notwendig, dies gehört mittlerweile zu den Standardoperationen am SCHLAGENDEN Herzen mit geringer Mortalität. Anscheinend hat das Können des Arztes diese Standardoperation nicht umfasst.


"Die Herausnahme ist nicht erklärbar, weil sie nicht erforderlich war", sagte sie vor Gericht. "Vor allem ist diese Maßnahme immer schädigend für das Herz und auch für das Blut." Der Patient hätte länger als nötig an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden müssen. Sein Tod noch am gleichen Tag sei auch darauf zurückzuführen. "Dieser Patient konnte die erneute Herausnahme des Herzens nicht überleben", so Däbritz.


Mediencheck Kommentar: 
Wenn eine Ärztin so viel Mut hat, diese Aussage klar zu machen, wäre es an der Zeit, dass das Gericht eine Prüfung durch die Ärztekammer veranlasst, die ihrerseits über eigene Gutachter verfügt und für ärztliche Kunstfehler zuständig ist.Schliesslich operiert der Arzt ja munter weiter...

Gutachter verteidigt Radikmaßnahme

Gutachter Prof. Karck nahm dagegen den damaligen Operateur in Schutz. Er könne sich durchaus vorstellen, dass sein Kollege in Münster eine derart unbeherrschbar scheinende Blutungs-Situation vorgefunden habe, dass er sich zu dieser Radikalmaßnahme entschlossen habe. Karck griff stattdessen die Angeklagte massiv an: "Ihre Behauptungen sind ungehörig. So geht es nicht. Man kann nicht im Nachhinein so über einen Kollegen sprechen, wenn man doch selbst bei dem Eingriff nicht dabei war."
Mediencheck Kommentar: 
Herr Prof. Karck, die Zeiten, in denen Halbgötter in Weiss über den Patienten herrschten und lediglich alle das gleiche zusammenlügen mussten, um jeden Pfusch als "schicksalhaften Verlauf" abzubügeln, sind lange vorbei. Die Wahrheit kann niemals ungehörig sein, und über der ärztlichen Ehre steht immer noch das Leben des Patienten. Und wer eine Kapazität in seinem Fach ist wie Prof. Däbritz, der kann durchaus beurteilen, was da abgelaufen ist - schliesslich haben SIE auch nicht neben dem Operateur gestanden, für den Sie nun den Persilschein ausstellen wollen... wenn man das also generell nicht beurteilen kann, wenn man nicht dabei war, dann sollten SIE als erstes aufhören, irgendwelche konstruierten Verläufe zusammenzubasteln, und sich einfach mal an die Fakten halten. IHR Patient möchte ICH in jedem Falle nicht sein...IHRE Haltung ist nicht nur ungehörig, sondern geradezu menschenverachtend.
Unterschiedliche Versionen von OP-Hergang

Die Angeklagte und ihre Verteidiger hatten schon am ersten Verhandlungstag in diesem Mammut-Prozess die Befürchtung geäußert, dass der Sachverständige sein Gutachten nicht objektiv erstattet, sondern alles versucht, den offensichtlichen Fehler seines Kollegen aus Münster nachträglich abzusegnen.

Ihre Vermutung wurde am Mittwoch nur noch weiter genährt, als sich bei der Erörterung des Falles herausstellte, dass der Sachverständige zunächst einen Operationsablauf schilderte, der mit dem schwarz auf weiß vorliegenden OP-Bericht nicht vereinbar war.

Auf deutliche Nachfrage der Verteidiger musste Prof. Karck vor Gericht einräumen, dass er die Begriffe im Operationsbericht "in seiner Radikalität zunächst so nicht interpretiert" habe.
Mediencheck Kommentar:
Die Frage ist, was man von so einem Gutachter noch halten kann, wenn er noch nicht mal weiss, was er da gelesen hat und alles nur mit allgemeinen Pauschalaussagen absegnen will. 

Guter Artikel, Herr Kollege, endlich mal jemand, der Klartext schreibt.




1 Kommentar:

  1. Ich glaube, dass es jedem klar geworden ist, dass Herr Karck keine saubere Gutachten schreibte. Die Art und Weise, wie er Versucht die UKM zu schützen ist merkwürdig. Er erfindet und fantasiert, als wäre er dabei gewesen.
    Aber für mich lässt es zum Entschluss kommen, dass Herr Karck medizinisch und chirurgisch nicht gut ist.
    Ich weiß nicht, wie er Chefarzt geworden ist.
    Aber die Chefarztstellen werden wohl durch die deutsche Gesslschaft für Herzchirurgie vergeben.

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